Dienstag, 14. Februar 2023

Aus dem früherem Ihringen

Da begrüßte man sich so:"Wo kummsch her? Üs de Räbe!" Ja wo sollten die Ihringer auch sonst herkommen.

 


 

Ihringen ist und war ein Weinort, Weinanbau war die Haupteinahmequelle des Ortes. Man half sich gegenseitig mit allem aus, die Kühe wurden als Transportmittel benutzt, sie lieferten ausserdem Milch, Käse und Fleisch. Während die Menschen in den Reben arbeiteten, durften die Kühe am Rain grasen. Weil Ihringen nicht genug Wiesen um den Ort herum hatte, mußten die Bauern weiter ins Umland, um dort Heu für den Winter kaufen, bzw. selber bearbeiten.


 

 

Ein alter Stich zeigt Ihringen 1621 umgeben von einer Festungsmauer, auf ihren alten Resten stehen z.T. neue Häuser, wie das so üblich war, man benutzte die alten Steine, um Neues zu bauen. Ihringen ist ein überwiegend evangelischer Ort, andere Ortschaften sind streng katholisch ausgerichtet, das hing mit den jeweiligen Landesherren zusammen. Ihringen stand unter der Herrschaft des badischen Markgrafen, der war evangelisch, die anderen Orte wurden von Vorderösterreich regiert, diese waren katholisch. Die Orte haben sich unterschiedlich entwickelt, wobei die evangelischen Dörfer fortschrittlicher waren, die Katholiken wurden angehalten der Kirche ihren Obulus zu entrichten

 

 

 Dieses alte Gebäude steht immer noch so da, inzwischen steht es unter Denkmalschutz. In diesem Gebäude ging mein Mann noch in den Kindergarten, da waren die Gruppen noch viel größer wie heute und wurde von Diakonissen geführt. Heute ist im linken Teil des Hauses das Naturzentrum untergebracht und ganz oben wohnen Asylanten.

 

So z.B. sah eine Schulklasse aus, da herrschte Disziplin. Auf individuelle Wünsche konnte man nicht eingehen, Schönschrift in Sütterlin mußte man beherrschen und natürlich das große und das kleine Einmaleins im Schlaf auswendig hersagen. Am Nachmittag gings auch " in de Räbe".


 

In Ihringen lebten viele Juden die das Ortsgeschehen mit gestalteten, sie waren Kaufleute, Metzger und waren beliebt im Dorf. Eine stattliche Synagoge stand im Ort, sie wurde ein Opfer der Kristallnacht. Wir hatten über eine längere Zeit Kontakte zu einer jüdischen Familie, meine Schwiegermutter hatte ganz persönliche Beziehungen zu dieser Kaufmannsfamilie, sie hat dort Verkäuferin gelernt. Wir lernten die Nachkommen kennen, sie besuchten Ihringen, um den Ursprung ihrer Familie kennenzulernen. Es war eine sehr emotionale Begegnung. Heute habe ich euch ein wenig vom alten Ihringen erzählt, mit raus war heute nichts, da hatte ich Zeit mal so etwas zu zeigen.




6 Kommentare:

  1. Wenn man diese Bilder von früher so sieht, stelle ich für mich immer wieder fest, dass wir in den letzten 150 Jahren einen absoluten Quantensprung vollzogen haben. Ob das nun gut oder schlecht war, sei dahingestellt. Jedenfalls sind diese alten Fotos ein wahrer Schatz und regen zum Nachdenken an. Danke fürs Zeigen, liebe Edith.
    Herzliche Grüße – Elke

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    1. Die Fotos habe ich aus dem Heftchen vom " Ihringer Dorfrundgang" entnommen. Es zeigt das Leben und Wirken der Ihringer vor und nach dem Krieg. Vieles davon gibt es nicht mehr.
      Herzliche Grüße
      Edith

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  2. Ist dieser Stich von Merian ? Gruß, Wilfried

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    1. Hallo Wilfried,
      den Stich entnahm ich dem kleinem Heftchen: "Wo kummsch her? Üs de Räbe" Ich nehme schon an es ist ein Merian.
      Kieber Gruß
      Edith

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  3. Ja, solche ähnlichen Bilder sind mir auch noch in Erinnerung, elternseits, und vieles ist für die Jugend heute gar nicht mehr vorstellbar. Ein interessanter Post wieder, und ich finde auch die Sätze im Dialekt schön.

    Liebgruß
    Tiger
    🐯

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  4. Von Zeit zu Zeit muß man mal Rückschau halten, um wieder das Leben aus anderer Sicht zu entdecken. Auch, um festzustellen, wie gut wir es haben.
    Lieber Gruß
    Edith

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