Freitag, 13. August 2021

Ein denkwürdiger Tag

 Heute ist ein denkwürdiger Tag, der 13. August hat für uns Deutsche eine besondere Bedeutung und für mich ganz besonders.


Dieses Foto ist 60 Jahre alt, es zeigt den Anfang des Mauerbaus am 13. August 1961. Ich wohnte damals in Berlin, machte in einem Evangelischem Erholungsheim am Wannsee mein Sozialjahr. An dem Sonntag, ich hatte Dienst, ging ich morgens um 6.30 h zum Dienst über den Hof, da rief meine Chefin zum Fenster heraus:" Edith, es ist alles zu." Ich meinte: "Macht nichts, ich habe einen Schlüssel." "Nein, meinte sie, die haben eine Mauer gebaut." Das war ein Schock, es gab kein anderes Gesprächthema den ganzen Morgen. Wir hatten im Heim viele Besucher aus Ostberlin, die machten sich Sorgen wie sie wieder zurückkämen. Wir beschlossen, wenn wir Freistunde haben, zum Brandenburger Tor zu fahren, das taten wir dann auch, dort entstand dann dieses historische Foto. Wir sahen auch, wie die Vopos ihre Knarren wegwarfen und über den noch notdürftig abgerollten Stachendraht in die Freiheit sprangen, dort wurden sie von Polizeiautos in Empfang genommen und weiter versorgt, das waren für uns unvergessliche Eindrücke.


 Dieses Foto zeigt den Blick aufs Rote Rathaus, ich traute mich auch nicht Fotos zu machen, deshalb habe ich aus dieser Zeit recht wenige Fotos, aber die sind für mich sehr wertvoll.

Ein paar Tage später, es musste der 15. August gewesen sein, wurde ich vom Chef beauftragt, rüber nach Ostberlin zu fahren, nur ich durfte, weil ich einen Westdeutschen Ausweis hatte, die Berliner durften nicht mehr rüber. Dort sollte ich Verwandte von unseren Gästen besuchen, um die Lage zu peilen, natürlich nur, wenn ich den Mut dazu hatte. Na klar, mit 20 Jahren hält man sich für unüberwindbar, ich habe es gemacht. Es war ein Chaos, man wußte mit der neuen Situation noch garnicht umzugehen, ich habe stundenlang gewartet, bis ich endlich einen Tagespassierschein erhielt, der mich berechtigte, die Hauptstadt der DDR bis 24.00h zu besuchen. Das war aufregend, ich musste Geld tauschen, Fahrscheine erwerben und mich dann auf den Weg zu den unbekannten Leuten zu machen. Auf diese Art habe ich dann auch den Osten Berlins kennengelernt. Ich wurde dann offiziell von der Arbeit freigestellt, um Besuche im Osten der Stadt zu machen, dabei waren alle Besuche immer mit einem Risiko verknüpft, man wusste nie, ob und wie man gegen DDR Gestze verstoßen hatte, bange und  aufregende Stunden waren das für mich, damals habe ich ehrlich die Gefahr nicht immer so erkannt, heute wäre ich wahrscheinlich nicht mehr so blauäugig. Ich könnte noch viele Erlebnisse aus diesen Tagen erzählen, alles kam mir heute wieder so lebendig ins Bewußtsein.


6 Kommentare:

  1. Wenn man an diese Ereignisse denkt, kann man es eigentlich kaum glauben. Man hat die Menschen eines Landes eingemauert!!!Und die Zeiten danach waren ja auch nicht rosig...Es war nicht alles negativ, aber diese Mauer blieb bis zum Schluss ein unfaßbares und furchtbares Projekt....mir fällt keine passende Bezeichnung ein.
    LG. Karin M.

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    1. Wer das nicht miterlebt hat, kann sich das alles nicht vorstellen, aber es war Realität. Schnell wird etwas verdrängt, weil es nicht mehr in die Gegenwart passt, aber Geschichte lässt sich nicht einfach auslöschen.
      Lieber Gruß
      Edith

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  2. Das muss wirklich beklemmend gewesen sein, vorstellen kann ich es mir schon. So haben wir in der Schule vieles darüber gelernt und auch eine Klassenfahrt nach Berlin gemacht. Bis kurz vor Antritt war nicht klar ob ich mitfahren konnte. So arbeitete mein Dad damals in Saudi Arabien und da gab es ein Gesetz wenn man einen Stempel der DDR im Reisepass hatte das man kein Visum für Saudi bekam. Wurde aber aufgehoben, so konnte ich mit. Im Zug mussten wir dann ja alle unsere Pässe zeigen...meinen mit den Saudi-Visas. Tja, und alle "durchgewunken" d.h. angeschaut und zurückgegeben kam dann so nach guten zehn Minuten der Beamte wieder ins Abteil und wollte meinen Pass nochmal haben. Boa, mir war ganz schön mulmig, und als ich ihn zurückbekommen haben war ich die einzigste meiner Klasse die einen Stempel reingesetzt bekommen hat.

    Übrigens Gefahr...ein Vater eines Bekannten ist damals zu Tode geprügelt worden, weil vom Transit ab und mit Bruder getroffen.

    Wäre richtig interessant und spannend sich mit dir darüber zu unterhalten, und kein Wunder dass dieser gestrigen Tag dir so in Erinnerung bleibt.

    Liebe Grüsse

    Nova

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  3. Das beklemmende Gefühl in die damalige DDR zu fahren, kenne ich auch, mein Bruder lebte dort. Da hatte die Familie deines Mannes früh den richtigen Entschluß gefasst, später ging fast nichts mehr. Das ist ein Stück unangenehme Geschichte, soll man sie vergessen?? Ich glaube nicht.
    Liebe Grüße
    Edith

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  4. Liebe Nova,
    das mulmige Gefühl mit dem Zug zu reisen, kenne ich auch. Man war immer froh, wenn alles o.k. war und der Zug sich wieder in Bewegung setzte und man sein Zielort ohne Schwierigkeiten erreichte.
    Liebe Grüße
    Edith

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  5. Es gibt viele solcher Geschichten. Meine Schwester lebte in den 60er Jahren auch in Berlin und hat dort bei den Dürener Metallwerken gearbeitet. Wir haben sie zweimal mit dem Auto besucht und es war immer ein wenig komisch, bei den Drei Linden über die "Grenze" zu fahren.
    Auch die Transitstecke war nicht so einfach. Ein bestimmtes Tempo war ja vorgeschrieben. Halten war nicht erlaubt und wenn du mal mußtest aus welchen Gründen auch immer, so standen gleich Volkspolizisten bereit.

    Mir geht es heute noch durch den Kopf:
    Sächsisch und
    "Guten Tag, ich begrüße Sie in der Deutschen Demokratischen Republik!"
    Mein Schwester hatte eine Brieffreundin in Stendal, mit ihr hat sie sich immer wieder in Berlin getroffen und durfte in den Ostsektor gehen und durch den Tränenpalast. Ich habe das nie erfahren, aber meine Schwester hat es mir erzählt.
    Schade, dass wir nach der Wende nie wieder etwas von Bärbel und ihrer Schwester erfahren haben.
    Kein Danke usw. für all die Pakete, die wir immer wieder in den Jahren geschickt haben.
    Dir eine gute Woche Eva

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