Montag, 23. Oktober 2023

Heute war bei uns....

... in Ihringen ein besonderer Tag. Es gab eine Veranstaltung am jüdischen Friedhof, wo der Juden aus Ihringen und Umgebung in besonderer Weise gedacht wurde. Im Moment ist Israel ja wieder im Gespräch, es kommt einfach nicht zur Ruhe. In der Zeitung stand ein Hinweis auf diese Veranstaltung und ca. 130- 150 Menschen sind dem  Aufruf gefolgt und hörten mit Spannung Lebensgeschichten von den heimischen Juden.

Viele Leute kamen bei dem schönen Herbstwetter mit dem Rad, andere von weiter weg mit dem Auto. sehr viele Elsässer waren ebenfalls hier. Denn gerade in dieser  Ecke gab es viele Juden die hier wohnten und ihr Geld verdienten.


 

Ein kleiner Chor umrahmte mit jüdischen Liedern die Feierstunde, es war weit mehr als nur eine Stunde, ich konnte nicht mehr stehen und fand eine Sitzgelegenheit auf einem mit Laub gefüllten Sack, ein Glück.


Nach den sehr interessanten Vorträgen, insgesamt ein wenig zu viel, wurde dann endlich der Gang über den Friedhof möglich, bei der Masse nicht ganz einfach. Der Ihringer Friedhof ist 200 Jahre alt, da lebten die verschiedenen Glaubensgemeinschaften noch friedlich beieinander. Jüdische Friedhöfe sind alle nach Osten ausgerichtet, nach Jerusalem also. Es gibt nur Grabsteine, kein Grabschmuck, meint keine Blumen. Das Stückchen Erde, in dem der Tote ruht, bleibt, nach jüdischem Verständnis, auf ewig sein Eigentum, darf nie weggeräumt werden. Statt Blumen legen Angehörige bei einem Besuch ihrer Verstorbenen, einen Stein auf den Grabstein.


Es gibt einfache Grabstele, aber auch sehr schöne reich verzierte, hier ein Beispiel.


Viele Symbole sind auf den Stelen zu sehen, sie sagen oftmals etwas über den Beruf des Verstorbenen aus. Dieser Krug mit Schale sagt: Dieser Mann war dafür verantwortlich, dass der Priester sich die Hände waschen konnte, bevor er den Segen aussprach.


 

Blumenornamente sind ein Hinweis auf das Grab einer Frau, oder auf den Namen einer Frau, in diesem Fall: Rose. Eine abgeknickte Blume sagt aus, hier ruht eine junge Frau. Die zwei Symbole konnte ich leider nur aufnehmen, der Andrang war zu groß, um in Ruhe Aufnahmen zu machen. Man muß sich Zeit nehmen, um die einzelnen Ornamente zu studieren. Seit der Freidhof vor einigen Jahren böse geschändet wurde, ist er abgeschlossen, wer ihn besichtigen möchte, kann sich den Schlüssel bei der Gemeinde holen, ich glaube, das mach ich mal. Im Moment sind die Medien ja voll Nachrichten über das geplagte Land, da finde ich solche Veranstaltungen sehr abgebracht, es waren auch sehr viele junge Menschen anwesend, das fand ich sehr ermutigend.


6 Kommentare:

  1. Das war bestimmt interessant. Reich geschmückte Grabsteine kenne ich von jüdischen Friedhöfen eher selten. Aber ich habe auch noch nicht viele gesehen. Die meisten waren jedoch sehr schlicht.
    Liebe Grüße – Elke

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    1. Das Gesamtbild der Friedhöfe ist schlicht, erst bei näherem Hinsehen der einzelnen Grabsteine erkennt man Besonderheiten. Da ich von drei Familien die Nachkommen kenne, hat der Ihringer Friedhof für mich schon eine Bedeutung.
      Liebe Grüße
      Edith

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  2. Liebe Edith,
    ich habe ja hier in Berlin auch schon jüdische Friedhöfe besucht und es ist wirklich sehr interessant und faszinierend, wenn man sich damit einmal beschäftigt.
    Liebe Grüße
    Jutta

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    1. Hinter machen Grabsteinen verbirgt sich eine tragische Geschichte. Drei Nachkommen von ihringer Juden, haben wir kennengelernt, deshalb habe ich einen Bezug zu dem Friedhof.
      Liebe Grüße
      Edith

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  3. Liebe Edith,
    ich freue mich sehr über Deine Fotos und Deine geschilderten Eindrücke, die der gestrige Tag auf Dich gemacht hat. Schön, dass die Veranstaltung soviel Interesse geweckt hat!

    Über viele Jahre war es mir nicht möglich, außerhalb von Begräbnissen auf Friedhöfe zu gehen, obwohl sie immer auch ein Stück Kulturgeschichte sind. Der Besuch des Wiener Zentralfriedhofs, aus Interesse an der reichen Natur, die ihn umgibt und auch an viel Kunstvollem, hat bewirkt, dass ich von Zeit zu Zeit wieder auf Friedhöfen unterwegs bin, um Gräber bewusst auf mich wirken zu lassen. Sehr berühren mich dabei gerade einfache Gräber, die in ihrer Schlichtheit soviel Symbolik haben: Was von Menschen an "Materie" bleibt, ist für mich nicht das Wesentliche. Es sind die Spuren der Menschen, die sie in unseren Herzen hinterlassen, die für mich so erinnernswert und unendlich kostbar sind!
    Es ist leider aus aktuellen Anlässen unverzichtbar, jüdische Einrichtungen zu schützen, rund um die Uhr.
    Ich bin sehr nachdenklich,
    liebe Grüße, C Stern

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  4. Ja, im Moment wird Geschichte wieder lebendiger, besonders die der Juden. Ich finde auch, Friedhöfe sind oft Orte, wo man noch Natur finden kann, dazu trägt auch alter Baumbestand bei. Viele Vögel finden hier noch ein Revier und Platz zum Nestbau. Ich besuche gerne Friedhöfe, lese die Inschriften und versuche mir die Menschen vorzustellen.
    Liebe Grüße
    Edith

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