Heute möchte ich ein Stückchen mehr von unserem Kurzurlaub im Norden berichten. Es war dort oben genauso heiß wie hier und Regen wäre genauso nötig gewesen, ich habe deshalb nicht allzuviel unternommen, es war mir schlicht zu heiß, die Hitze schafft mich einfach.
Unser Dorf Golzwarden gehörte zur Grafschaft Oldenburg und dort regierte der Graf Anton Günther, in fast jedem Ort gibt es deshalb eine "Anton-Günther-Strasse" meine Schwester wohnt auch in einer.
Oldenburg ist nicht nur wegen seines schönen Schlosses ein Begriff, sondern auch ganz besonders wegen seinem Schlosspark mit den Rhododendron- Bäumen, ja ihr habt richtig gelesen, es sind Bäume. Natürlich war die Blüte vorbei, aber beim Durchlaufen kann man etwas von der Schönheit erahnen.
Kleiner Eindruck vom Schloss, man war am Restaurieren deswegen nur eine Teilansicht wegen der Gerüste.
Schiefe Türme gibt es überall, nicht nur in Pisa, könnte man denken, aber an der Schräge ist die Fotografin schuld. Dies ist die Sicht vom Schlosspark auf eine der Stadtkirchen.
Dieser "Draufgänger" so heißt der Kerl, mutet sich zu, die Hunte mit einem Schritt zu überspringen. Ich erwähnte ja schon im ersten Post, die Hunte ist ein Fluß, der in Elsfleht in die Weser mündet, darauf nachher noch etwas mehr.
Zunächst auf ein ganz anderes Thema was mich sehr bewegt hat. Wir besuchten das dortige Landesmuseeum, im Teil:" Moorlandschaften" wurde ich wieder in meine Kinderzeit hinein versetzt.
Hier hat man versucht, so eine Moorschicht zu verdeutlichen, oben Moorpflanzen, darunter eine lockere Moorschicht, die man auch als Torfmoor zum Düngen bis heute immer noch kaufen kann. Aber auch anderen Zwecken diente diese lockere Schicht, zum Einstreu in die Ställe. Drunter dann der eigentliche Torf zum Brennen, auch "Schwarzes Gold" genannt.
Um an dieses "Gold" zu kommen waren viele mühsame Handarbeiten notwendig. Mein Vater war einer der diese Mühe auf sich nahm, damit wir es im Winter kuschelig warm hatten, wir waren ja Flüchtlinge und ständig knapp bei Kasse. Ich bin sehr oft mit ihm gefahren, 12 Kilometer hin und 12 Kilometer zurück, Räder ohne Gangschaltung und auf holprigen Klinkerstrassen. Zum Stechen gab es spezielle Spaten, jedes Torfstück wurde einzeln gestochen, weitergereicht nach oben , um dort in kleinen Häufchen aufgetürmt zu werden, das war dann mein Part. Im Sommer mußten wir dann nochmal dorthin fahren, um die Stücke zu wenden, was innen war wurde nach aussen gebracht, mit anderen Worten, jedesmal wieder neue Türmchen bauen. Im Herbst ging es dann mit geliehenem Fuhrwerk ins Moor, um die Ausbeute nach Hause zu holen, Knochenarbeit, besonders für meinen Vater und meine Mutter, der Lohn? Eine warme Wohnung.
Von Nahem sieht die Torfstruktur in etwa so aus, je schwärzer die Beschaffenheit, desto mehr glich die Masse einem Stück Brikett, hatte auch fast die gleiche Brenndauer.
Was mich aber wieder sehr berührte, war die Geschichte mit den Moorsoldaten. Ich weiß nicht wie bekannt dieses Strafgefangenenlager nach 1933 war. Es gibt ein Lied über dieses Lager und nennt sich: "Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor" Was so bisschen nach Urlaub klingt, war traurige Realität. Dieses spezielle Lager, das in diesem Lied besungen wird, befand sich im Emserland und nannte sich "Boergermoor" liegt in der Nähe von Papenburg, wo heute die Luxusschiffe gebaut werden. Man hatte das Lager als Strafgefangenenlager bezeichnet, um Konzentrationslager zu beschönigen. Einer der bekannteten Gefangenen war Carl von Ossietzky, nachdem die Uni in Oldenburg, nach hartem Widerstand, benannt wurde. Sucht mal nach dem Lied im Internet, mich hat es sehr berührt und wenn man die Gegend ein wenig kennt, kann man sich das Elend der Männer gut vorstellen, die Melodie trifft genau die Gefühle, die damals in den Gefangene sicherlich anzutreffen war.
Um das Grauen des Moores noch ein wenig zu stärken, hier eine echte Moorleiche, die Haare verfärben sich alle in Rot, sagte man uns. Annette von Droste -Hülsdorf hat das Image des Moores in ihren Gedichten weit mit geprägt, ganz so grausam ist es dann aber doch nicht. Eine Vielzahl von Flora und Fauna gibt es nur dort und idyllische Ecken mit alten "Katen" kann man immer noch bewundern:
Ein Schafstall zeigt es schon, Schafe weiden das spärliche Grün ab, es diente sicher den Hirten auch als Schlafstätte.
Den letzten Abend verbrachten wir an der Hunte in Elsfleth bei einem leckeren Essen im "Panorama-Blick" mit Blick auf den kleinen Hafen. Nach dem Essen war ein Spaziergang angesagt. Der führte uns fast bis dort, wo die Hunte in die Weser fließt. Eine besondere Brücke bot sich unseren Augen:
Eine Fussgänger und Radfahrerbrücke, sie wird jede Stunde einmal kurz geöffnet, um den Radfahrern und Fußgängern die Möglichkeit zu bieten, über die Hunte zu kommen, dann klappt sie wieder hoch, wie zu sehen, um die Schiffe passieren zu lassen.
Das war schon sehr lustig, wie die Leute dann flugs die Seiten gewechselt haben, es war ein schöner Abschluss unseres Aufenthaltes.
Die Rückfahrt per Bahn war der reinste Horrer, aber davon ein andermal.
Ein Kurzurlaub mit vielen interessanten Eindrücken - für einen "Bergbewohner" wie mich auch mal sehenswert!!!
AntwortenLöschenSchönen Gruß,
Luis
Liebe Edith,
AntwortenLöschenda war ein schöner Ausflug durch deine Heimat. Ich kenne Oldenburg und die riesigen Rhododendrenbüsche sind schon gigantisch.
Moore haben wir hier ja keine, aber in den nördlichen und auch südlichen Gefilden sind sie zahlreich vorhanden.
Das Stechen von Torfballen oder besser gesagt von Torfquadern kenne ich aus Bayern.
Und wie du schon schriebst, das war früher alles Knochenarbeit, aber die Menschen wollten die Bude warm haben und wer ein eigenes Stück Moorlandschaft sein Eigen nennen konnte, war besser dran. :-)
Vielen Dank für den informativen post. :-)
Liebe Grüße und dir noch einen schönen Sonntagabend
Christa